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Ostseeman 2010
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Der große Traum vom Ironman

3,8 km Schwimmen

180 km Radfahren

42,195 km Laufen

Am 01. August 2010 war mein bisher sportlich größter Erfolg als Triathlet. Ein Tag an der Ostsee den ich nie vergessen werde.

Glücklich in Glücksburg!

 

So könnte man meine erste Langdistanz kurz und bündig zusammenfassen. Doch dieser Wettkampf hatte mehr zu bieten als in einem Satz komprimiert zu werden und so gibt es hier ein paar mehr Zeilen zu lesen, wie ich meinen lang gehegten Traum, einen Ironman zu finishen, wahr werden ließ.

Die Anreise

Für jemanden, der zum ersten Mal die 226 km zurücklegen möchte, ist es schon ein ziemlich große Ungewissheit, was auf einen zukommt und zum anderen ob das Training wirklich ausreicht. Mit diesen Gedanken fuhr ich am Freitag vor dem Wettkampf mit meinem vollgepackten Auto Richtung Glücksburg. Auf dem Campingplatz angekommen begrüßten mich schon Anja, Gunther und ein Teil des x-activ Teams. Nun hieß es erst mal Zelt aufbauen, orientieren und Startunterlagen abholen, bevor es auf die Pastaparty, bei der ich auch Teddy traf, gehen konnte. So verging der erste Tag recht schnell.

Meine Behausung in blau-orange während meiner Tage in Glücksburg

Abschlusstraining

Am folgenden Tag lud Schwimmcoach Gunther zum Salz-Freiwasser-Testschwimmen ein. Hier konnte ich mir schon mal einen Eindruck verschaffen, wie es sich anfühlt, wenn Wellen und Strömung entscheidend meinen Schwimmstil beeinflussen.

Nachmittags begutachtete ich zum letzten Mal die 30 km lange Radrunde und prüfte mein Rad noch mal auf eventuelle Defekte. Nachdem ich auch dies erfolgreich abgeschlossen hatte, wurden die Wechselbeutel gefüllt, das Rad zum Check in vorbereitet und schließlich am Vorabend des Wettkampfes in der Wechselzone abgegeben. Vertraute Gesichter begegnete ich auch an diesem Tag wieder: Unsere „Oldenburger Filiale“, Flyer-Kay, Burkhard, Sören und Eddie hatte inzwischen ebenfalls auf dem Campingplatz begrüßen können. Der Tag wurde mit Spaghetti Bolognese (hier noch mal ein ganz herzlicher Dank an die Köchin Anja!) abgeschlossen.

Tag X

Sonntag, 01.08.2010 um 4.00 Uhr in Glücksburg. Mein iPhone klingelte und am anderen Ende vernahm ich die Stimme meiner Mutter, die den Auftrag erhielt mich aus dem ca. 12.000 km entfernten Chile zu wecken – Dank der Zeitverschiebung kann sie ja nicht verschlafen.

Sofort nach dem Weckruf begannen die letzten Vorbereitungen. Als diese abgeschlossen waren konnte ich noch in Ruhe frühstücken, bevor es dann in die Wechselzone ging.

Der Veranstalter hatte die Einzelstarter unseres Vereins alle in der Wechselzone nebeneinander postiert, so dass ich hier Udo und Dirk Ewert traf sowie Teddy wiedersah.

Ungewöhnlicherweise hatte ich das Gefühl, dass ich überhaupt nicht aufgeregt war. Nun gut, in den letzten Tagen waren immer erfahrene Leute um mich herum, die mir halfen und mir den einen oder anderen Ratschlag noch mit auf den Weg gegeben hatten. So fühlte ich mich eigentlich gut vorbereitet auf das, was mich jetzt erwarten würde.

Etwas Hektik kam vor dem Start dann doch noch auf. Vielleicht hatte ich bei meiner Gelassenheit ein wenig die Zeit vergessen und so merkte ich, dass ich nur noch wenig Minuten hatte, bis es dann endlich losging. Hastig zog ich meinen Neoprenanzug an und sortierte meine Wechselbeutel vor und hinter dem Wechselzelt ein. Dann ging es Richtung Strand als die Nationalhymnen der teilnehmenden Nationen kurz angespielt wurden. Leider hatte man meine wohl vergessen...

Es geht los!

7.00 Uhr – es geht los! Der Startschuss ertönte und ich begab mich in die Fluten der Ostsee. Doch war erst mal an Schwimmen nicht zu denken. Während die ersten Meter einfach noch zu flach zum Schwimmen waren, drängten sich auf den Folgemetern haufenweise Körper in die gleiche Richtung. Ich versuchte mich weiter außen zu positionieren, so dass ich einen etwas ruhigeren Start hatte. Nach wenigen Metern bemerkte ich aber, dass mir eine Boje den Weg versperrte. Hier musste ich an das Schwimmtraining mit Gunther zurückdenken. Er meinte immer „guck nach vorne, dann weißt Du wo Du hinschwimmst“.

Diesen Worten leistete ich nun Folge, schwamm meinen eigenen, ruhigen Stil und so kann ich von der weiteren Schwimmstrecke nicht viel Außergewöhnliches berichten. Erwähnenswert sind vielleicht noch ein paar Quallen, die mir unterwegs begegneten und was ich nach ein paar hundert Metern Schwimmen feststellte: Die ruhige See. So war der Blick auf die Pulsuhr nach dem Schwimmausstieg doch sehr verblüffend und motivierend zugleich, da ich nicht damit gerechnet hatte so früh aus dem Wasser zu kommen.

1. Wechsel

In der Wechselzone ließ ich mir dann auch etwas Zeit um mich gut auf das Radfahren vorzubereiten. Mir kam es hier vor allem darauf an, dass ich die bevorstehende Strecke gut bewältigen kann und nicht ein paar Sekunden in der Wechselzone weniger verbringe. Trotzdem musste ich dann feststellen, dass meine erste Wechselzeit besser als in Hamburg (was dort ja immer langen Wechselzone am Ballindamm geschuldet ist).

Radstrecke

So ging ich früher als erwartet und gut gelaunt auf die Radstrecke. Dank eines leichten Gefälles konnte ich auch sofort richtig Fahrt aufnehmen. Meine Beine hatten sich schnell an das Pedalieren gewöhnt und so hatte ich ein sorgenloses Radrennen – bis km 4 kam. Dann kam die erste Steigung, die ich mit Bravour erklomm. Danach zeigte sich mein linkes Knie allerdings wenig begeistert von der Treterei und so schmerzte es auf den kommenden Kilometern weiter. Ich machte mir nun große Gedanken, wie ich noch weitere 176 km Radfahren geschweige denn einen Marathon mit dem Knie überstehen soll. Für die nächsten Kilometer war das auf jeden Fall das beherrschende Thema in meinem Kopf und gerade einen Marathon mit Knieproblemen zu beginnen bereite mir schon etwas Sorge.

Ungeachtet der Schmerzen fuhr ich weiter mein Tempo und hoffte, dass die Schmerzen bald von allein verschwinden würden. Leider erwies sich das als Trugschluss und so hatte ich ab der dritten Radrunde den Einfall, dass mir bergauf die ganz kleinen Gänge weiterhelfen würden. Die großen Gänge waren dann nur noch den Abfahrten vorbehalten. So entwickelte sich auf der dritten Runde ob des welligen Streckenprofils auch eine ewige Schalterei, die mich immer wieder aus der Aeroposition brachte. Gegen Ende der Runde flog mir auch noch die Kette ab, so dass ich vom Rad absteigen musste um diesen Defekt zu beheben.

Auf dem Rad wurde mir von Gunther der Marsch geblasen

Hier merkte ich, dass mich diese Schalterei auch nicht wirklich weiterbringt und die Knieprobleme damit auch nicht behoben sind. So entschloss ich mich kurzerhand nur noch auf den kleinsten Gängen zu fahren und wenige Schaltvorgänge durchzuführen. Dies hatte zur Folge, dass sich die Rundenzeiten doch deutlich verschlechterten, aber insgesamt hatte ich immer noch ein ordentlich Schnitt, so dass ich die letzten drei Runde völlig entspannt und fast durchgängig in der Aeroposition fahren konnte. Auch über eventuelle Probleme beim Laufen machte ich mir jetzt keine Gedanken mehr und beschloss mich damit wieder auseinanderzusetzen, wenn es soweit ist.

Ein Highlight der Strecke war natürlich der steile Anstieg in Glücksburg kurz vor der Verpflegungsstelle, den ich kurzerhand in Fortune Castle Mountain umtaufte. Zwar war die Steigung nicht ganz ohne, doch die meistens Zuschauer auf der Radstrecke waren hier zu finden und so wurde ich von Runde zu Runde immer wieder nach vorne gepuscht. Etliche bekannte Gesichter und unser Abteilungsbanner spornten mich hier geradezu zu Höchstleistungen an.

und notfalls half er mir auch den Fortune Castle Mountain hoch

Nach 180 km genoss ich ein letztes Mal den Jubel der Menge auf dem steilen Anstieg und bog Richtung Wechselzone ein. Hier wartete bereits ein netter Helfer, der mir das Fahrrad abnahm. Die Tatsache ohne Rad vom Radfahren in der Wechselzone rumzulaufen hatte mich allerdings sichtlich irritiert. Wie aus anderen Wettkämpfen gewohnt, sollte mein Gang zu meinem Wechselplatz führen. Doch eine Helferin wies mir recht lautstark den Weg um meinte, dass ich da nicht mehr hin muss. Ehe ihre Worte verhallten gab ich ihr Recht und machte mich sofort zu meinem nächsten Kleiderbeutel auf, der vor dem Wechselzelt bereits auf mich wartete.

2. Wechsel

Keine Eile war dann im Wechselzelt geboten. Mir kam es darauf an, mich vernünftig auf den bevorstehenden Marathon vorzubereiten und nicht ein paar Sekunden zu sparen. Während ich mich von Radsportler zum Läufer mutierte, bemerkte ich wieder einen dieser netten Helfer (wären sie nicht so nett und hilfsbereit müsste man an dieser Stelle schon von einer Helferplage sprechen), der sämtliche Utensilien einsammelte, die ich so von mir schmiss. Nach so viel Service ging es dann endlich auf die Laufstrecke.

Laufstrecke (Marathon)

Schon in der Wechselzone bekam ich die Begeisterung der zahlreichen Zuschauer mit. Was ich dann erleben durfte übertraf jeden bisher miterlebten Wettkampf. Kaum draußen sah ich Katrin, die ich auf der Radstrecke wohl irgendwie immer übersehen haben musste. Getragen von der Euphorie legte ich die ersten Meter bereits in einem für mich irren Tempo zurück. Heike, die zwei Wochen zuvor in Roth die Strecke gefinisht hatte, stand auf dem ersten Kilometer bereits am Wegesrand und machte mich darauf aufmerksam. Erinnerte mich auch gleich, dass 42 Kilometer zurückzulegen sind und diese auch noch lang werden können.

Ich beschloss den ersten Kilometer abzuwarten und dann auf meine Zeit zu achten. Natürlich war ich zu schnell und fortan besann ich mich auf Heikes Worte. Dabei fiel mir auch wieder ein, dass ich ja auf dem Rad Knieprobleme hatte. Wo waren sie bloß abgeblieben? Egal, ich beschloss ihnen nicht mehr hinterher zu trauern und lief einfach weiter, als wäre nichts gewesen.

Auf der Laufstrecke musste ich die ganze Zeit grinsen :-)

Kilometer drei lag genau auf unserem Campingplatz und es hätte wohl keiner weiteren Erwähnung bedurft. Doch während ich selbst nachts im Dunkeln eine vorhandene Bodenwelle mit Bravour meisterte, tat sich diese im Wettkampf  als Stolperfalle hervor. Vor Gunthers Augen konnte ich mich gerade noch so halten, so dass eine Begegnung mit dem Asphalt gerade noch so verhindert werden konnte.

Die erste von fünf Laufrunden á 8,44 km verging schnell. Was zum einen daran lag, dass ich während des Wettkampfs bereits Interviews aufgrund meiner Mitgliedschaft beim FC St. Pauli geben musste und zum anderen der braunen Wettkampfbekleidung geschuldet auch immer wieder Sonderlob, Sonderjubel, Standing Ovations und Fangesänge zu hören bekam. Es ging sogar schon soweit, dass sich andere Triathleten benachteiligt fühlten. Aber das war mir natürlich egal, denn nicht umsonst steht auf unserem Abteilungsbanner „TRIATHLON IST BRAUN-WEISS“.

und winken, auch wenn das etwas gequält aussieht

Die zweite Laufrunde widmete ich den kulinarischen Genüssen an den Verpflegungsstellen. Gel, Banane und Kuchen standen auf meinem Speiseplan. Dies ist zwar nichts ungewöhnliches, doch was ich da noch nicht wissen konnte: Es war die letzte Nahrungsaufnahme vor dem Überqueren der Ziellinie. Alles was danach kam, war nur noch flüssig. Ich hatte zwar keine Probleme, aber mein Kopf sagte mir in dem Moment, dass ich einfach nichts mehr essen möchte.

Auf meinen Weg zum Ziel hatte ich noch etliche Begegnungen mit Bekannten. Egal ob sie selbst auf der Laufstrecke aktiv waren oder mir neben der Strecke weiter Mut machten und mich immer wieder zum Weitermachen und Durchhalten ermunterten. Einigen fiel auch mein Dauergrinsen auf und ich muss hier gestehen, dass ich mich innerlich wirklich so gefreut habe, dass ich an dem Tag mittendrin und nicht nur dabei war.

Ab der vierten Runde bemerkte ich dann, dass ich etwas erschöpft war. Nach ca. 10 Stunden Sport wunderte mich das allerdings nicht. Da mein Kopf mir die Nahrungsaufnahme seit der zweiten Runde untersagt hatte, blieb mir in dem Fall nur noch auf Sparmodus zu schalten. Das bedeutete: Die zwei größeren Anstiege auf der doch etwas hügeligen Strecke nahm ich nur noch im Gehen mit. Beim ersten der beiden kam mir das sogar sehr gelegen, da genau davor die Verpflegungsstelle war und ich gemütlich meinen Flüssigkeitshaushalt regulieren konnte.

und wieder grinsen

In der Leichtathletik kommt der Moment, an dem ein Kampfrichter die Glocke läutet. Der Moment, in dem damit die letzte Runde eingeläutet wird. Und so spielte ich mir im Kopf die Glockengeräusche vor, holte bei Start/Ziel mein letztes Kontrollbändchen ab und läutete mir selbst die letzte Runde ein.

Diese entwickelte sich so ein bisschen wie eine Abschiedstour und aufgrund ansteigender Müdigkeit zur Willenssache.

„Steh auf, wenn Du am Boden bist“ von den Toten Hosen dröhnte es aus einer Box in einem Vorgarten, an dem ich vorbeilief. Wie passend, dachte ich mir und begann laut mitzusingen. Eifrig fing ich an mich bei den Zuschauern und „meiner“ Fankurve am Kontrollpunkt zu bedanken bzw. zu verabschieden. Oft hörte ich dann den Zusatz: Bis zum nächsten Jahr. Ehe ich mir aber wirklich große Gedanken darüber machen konnte, ob ich 2011 wieder starte, war der Zielbereich und hörbar und irgendwann auch sichtbar.

Ziel

Katrin wartete vor dem Ziel mit der chilenischen Fahne auf mich. Gemeinsam trugen wir sie ein Stück zum Ziel, die letzten Meter sollte ich aber doch allein bewältigen und so überquerte ich überglücklich nach 11 Stunden, 51 Minuten und 33 Sekunden die Ziellinie. Sofort wurde mir eine Medaille um den Hals gehängt. Es war geschafft! So fühlt es sich also an.

Am Ziel dann endlich ein Finisher-Lächeln mit Medaille und Fahne

Katrin, Gunther und Eddie waren die ersten Gratulanten im Zielbereich, nach ein paar Finisher-Fotos ging es dann weiter in die Wechselzone. Da ich den Massageservice noch in Anspruch nehmen wollte, verzögerte sich meine Abfahrt vom Veranstaltungsort noch ein wenig. Die „After-Show-Party“ in Form eines Grillabends begann somit ohne mich.

After-Show-Party

Umso überraschter war ich, als ich endlich auf dem Campingplatz wieder ankam. Jubel, Applaus, Umarmungen… Wow, ich war überwältigt von dem Zuspruch. Ein einzigartiger Tag für mich nahm im Kreise von ganz vielen netten, lieben Menschen sein Ende.

Bei der After Show Party nach dem Wettkampf auf dem Campingplatz

Dafür auch hier an dieser Stelle noch mal an alle ein ganz großes Dankeschön. Es waren ein paar super schöne Tage an der Ostsee. Ich hatte schon viele tolle Erlebnisse, aber bei keinem wurde ich anschließend auf Händen getragen...

Auf Händen wurde ich auch noch getragen

Als Belohnung gab es dann auch noch einen offiziellen Ironbär-Teddy

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